Beim Einkaufen mit meinem Stoffbeutel zuletzt in der Buchhandlung ist mir der Gedanke gekommen, welche Transportmöglichkeiten eigentlich für Bücher in der Vergangenheit Verwendung fanden. Sicher werden es Bücherfässer gewesen sein, mitunter auch strohgestopfte Kisten aus Holz oder Ballen aus Leder, mit denen die Bücher sicher in früheren Jahrhunderten auf Reisen geschickt wurden, wenn Sie an Buchkäufer, Bibliotheken oder für Kopierzwecke verliehen wurden. Dazu lässt sich sicher einiges an interessanten Infos zusammentragen. Hier ist das Ergebnis.
Den Handel mit Büchern gab es schon in der Antike. Seit dem 5. Jahrhundert Buchhändler in Griechenland und seit dem 1. Jahrhundert im Römischen Reich bekannt. Dabei waren die Verleger auch gleichzeitig die Händler. Die Schriften wurden vom Autor einem Schreiber diktiert. Anschließend prüfte ein Korrektor das Werk auf Fehler, bevor es vorwiegend auf einer Schriftrolle verlegt wurde. Kodexformen mit Pergamentseiten sind auch bekannt. Beim Verleger wurden die Bücher von einem Schreiber mehrfach kopiert. Waren allerdings zu viele Fehler in einem Buch enthalten, kam es auch schon vor, dass Schriften aus dem Handel zurückgenommen wurden. In speziellen Gefäßen aus Ton, Flechtkörben oder auch mitunter in runden Behältern aus Leder oder Holz wurden Schriftwerke für den Versand untergebracht. Das letztgenannte Transportmittel wurde auch als Capsa bezeichnet, in der je nach Größe eine oder mehrere Schriftrollen Platz fanden. Es konnte mit einem Deckel verschlossen werden und verfügte über einen Transportriemen. Truhen, Kästen oder auch Kisten mit Stroh waren für den Versand von Bucherzeugnissen verbreitet. Über diese verschiedenen Behältnisse konnten die kostbaren Schriften transportiert werden und sie wurden vor möglichen Beschädigungen bzw. vor Feuchtigkeit geschützt.
Seit der späten Antike bis ins 18. Jahrhundert hinein sind Bücher in sogenannten Bücherfässern verschickt worden. Da die Art des Einbandes erst für oder über den späteren Besitzer festgelegt wurde, sind Handschriften, Druckbögen und ungebundene Buchtitel darüber versendet worden. Aufgrund der sehr dichten Bauweise und der Form der Fässer, konnten viele und sensible Transportgüter darin am einfachsten auf den üblichen schnellen Handelswegen, dem Wasser, verschifft werden. Waren die Hölzer der Bücherfässer zu trocken geworden, die Bretter unsachgemäß zusammengebaut worden oder zu lange Feuchtigkeit ausgesetzt, konnten die Schriftstücke auch Schaden nehmen. Den Versand von Büchern in Ballen aus teurem Leder akzeptierten die meisten Buchhändler allerdings nicht immer. Seltener waren auch Holzkisten in Gebrauch.
Die ersten Beutelbücher oder Bücherbeutel wurden über Klöster im Hochmittelalter gefertigt. Mit dem 14. Jahrhundert kam diese Form, die auch Gürtelbuch genannt wurde, auf, die bis ins 16. Jahrhundert gebräuchlich war. Zum einfachen Mitführen vor allem kleinformatiger Bücher religiösen Inhalts, wie Liederbücher, Almanache, Gebetsbücher oder Breviere, aber auch mit ärztlichem Wissen, wie Vademecums, wurde ein zusätzlicher aber längerer Bezug über den eigentlichen Einband, meist aus Leder, angebracht. Über diesen war es möglich und einfacher das Buch in die Hand zu nehmen oder am Gürtel zu befestigen.
Tornister stammen zwar aus dem militärischen Gebrauch und sind bis ins 17. Jahrhundert gut als Form von Rucksäcken nachweisbar. Sie sind allerdings in abgewandelter Form schon als frühe Schulranzen in Verwendung gewesen. Aus Leder, Stoff und manchmal außen aus Fell gefertigt, konnte man mit ihm leicht auf dem Rücken getragen, Gegenstände transportieren.
Bücherwagen wurden nachts an die Waggons der Schnellzüge der Reichsbahn von Leipzig aus in alle deutschen Großstädte und nach Wien angehängt. Damit wurden die Bücher rasch an die dort ansässigen Buchhändler weiterverteilt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland von den Zwischenbuchhändlern Bücherwagendienste über Lastkraftwagen aufgebaut, die später auch mittels Frachtdienstleister und Speditionen den gesamten deutschsprachigen Raum belieferten.
Seit 1952 war es erlaubt über die Deutsche Post Bücher und Zeitschriften als Drucksache zwischen 7 und 50 Pfennig über den Postweg an Kunden zu verschicken. Der Begriff Büchersendung fand 1963 Aufnahme in den Leistungskatalog der Deutschen Post. Durch die günstigeren Preise für Bücher- und Warensendungen werden heute einzelne Bücher nicht als teureres Päckchen verschickt.
Damit die Bücher in aktueller Zeit sicher vom Barsortimenter zu den Buchhandlungen gelangen, werden seit einigen Jahrzehnten Bücherwannen mit Deckel aus stabilem Kunststoff verwendet. Diese bieten genügend Platz für zahlreiche unterschiedlich große Buchtitel, lassen sich stapeln und vor schlechten Wetterbedingungen während der Auslieferung über verschieden große Fahrzeuge, damit die Bücher keine Beschädigungen erhalten.
Mit dem Internet, dem Aufkommen von eReadern und den ersten Smartphones wurde das Buch in digitaler Form immer beliebter. So lassen sich in wenigen Minuten oder Sekunden Bücher sehr komfortabel einstellen, hochladen, verbreiten, teilen, aufrufen und lesen.
In Bayern werden Schulranzen auch als Büchertaschen bezeichnet, was eigentlich mit dem modernen Verständnis für einen richtigen Beutel für Bücher nichts zu tun hat. Diese sind wie eine Einkaufstasche aus Stoff gefertigt und haben kürzere oder längere Henkel, um sie in der Hand zu tragen über der Schulter mitzunehmen. Auf Ihnen sind meist Motive mit bzw. ohne Schrift oder auch nur Schriftzüge zu sehen, die im engeren wie im weiteren Sinne etwas mit Büchern zu tun haben. Ein ähnlicher Begriff hierfür ist die Büchertasche, die auch in Form eines Beutels, aber aus stabilerem Material gemacht ist.
Es ist schon erstaunlich, wie sich im Laufe der Jahrhunderte die Art und Weise, wie Bücher transportiert und versendet wurden, verändert hat. Für die Zukunft wird es spannend bleiben, was noch alles an Ideen erdacht wird.