Wieder einmal habe ich eine tolle Kindergeschichte zu einer spontanen Idee aus unserem Familienalltag geschrieben. Aber was soll ich dazu auch noch sagen als: Bitte seid eingeladen und lest sie euch gern durch! Ich wünsche wie immer viel Spaß! Also Vorhang auf für den Kuscheltierprinzen!
Leo steht in seinem Lieblingsspielzeugladen vor einer großen Regalwand, in der sich für ihn unzählige kleine und große Plüschtiere in allen möglichen Farben befinden. Jedes Augenpaar schaut ihn traurig an und indirekt hat er das Gefühl, er solle sie doch alle mit zu sich nach Hause nehmen. Lächelnd stellt er sich vor wie sein Zimmer aus allen Nähten platzen würde. Mama wäre sicher nicht begeistert, denn sie müsste wahrscheinlich alle paar Wochen den Staubwedel schwingen oder jeden Tag eine Waschmaschine voller Plüschtiere füllen, so wie sie es jetzt schon regelmäßig mit einigen seiner Kuscheltiere macht.
Leo schüttelt den Kopf um sich wieder zu konzentrieren. Nacheinander sieht er sich nun ihre Gesichter an. Darunter sind eine flauschige Katze mit grünen Augen, ein kleiner brauner Bär, dessen Kopf viel zu groß ist, und ein insgesamt zu dickes Schweinchen, wie Leo feststellt. Je öfter er sie dort vor sich sitzend ansieht, desto schwerer fällt ihm die Entscheidung, sich einen neuen Stoffgefährten auszuwählen.
‚Papa meinte doch, ich darf mir hier im Spielzeugladen aussuchen, was mir gefällt!‘, erinnert sich Leo an die Worte von Papa vor wenigen Minuten. Sein Blick geht schließlich mehrmals zu zwei grünen kuschligen Wesen unten links im Regal. Irgendwann bleibt dann seine Aufmerksamkeit bei ihnen hängen. Lange grübelt Leo, ob es nun jener ulkig dreinschauende Drache oder dieser komisch dasitzende Frosch werden soll. Er geht auf beide zu und hockt sich davor, um sie eingehender zu betrachten.
Plötzlich fällt Leo auf, dass seitlich des Frosches ein grüner Ärmel im Halbdunkel auf dem Regalboden zu erkennen ist. Neugierig langt er danach. Je mehr er herauszieht, umso länger wird das seltsame Ding. Er steht auf und hält es an zwei Enden anfassend von sich weg. Er bemerkt gleich, dass ein langer Reißverschluss vorne angebracht ist. Der Kopf des Frosches baumelt als Kapuze herab.
Sofort schießt ihm ein Gedanke durch den Kopf: ‚Das ist ja ein Kostüm!‘
Kaum hat er den Reißverschluss geöffnet, ist hineingeschlüpft und zieht sich die Kapuze mit dem Froschgesicht über den Kopf, möchte er wissen wie er jetzt aussieht. Zum Glück ist gleich an der Ecke des Kuscheltierregals ein langer, schmaler Spiegel angebracht. Er tritt davor und einige Momente mustert er den Jungen im Froschkostüm, der sich im Spiegelbild zu allen Seiten dreht. Leo gefällt, was er da anhat. Gar nicht sattsehen kann er sich. Richtig toll ist auch die kleine Krone zwischen den angenähten Froschaugen.
„Aber Mina, wo willst du denn hin?“
„Ach Mama, mein Drache braucht doch einen Freund! Der fühlt sich doch sonst so allein!“, antwortet ein Mädchen im Prinzessinnenkleid, das unvermittelt neben Leo aufgetaucht ist. Sie trägt ein hübsches Krönchen und ist einen halben Kopf kleiner als er. Den Rücken zu Leo gewandt, möchte sie weitergehen. Da sie Leo vorm Spiegel nicht bemerkt hat, rempelt sie ihn an.
Rasch umarmt Leo sie, damit sie nicht weiter stolpert. Ein grüner beflügelter Plüschball lugt unter ihrem rechten Arm hervor. Beide heben den Kopf. Sie sehen sich nicht direkt an, sondern blicken auf das Spiegelbild ihres Gegenübers. Das Mädchen kichert los: „Du siehst ja aus wie der Froschkönig!“
Leo ist zunächst sprachlos, löst die Umarmung und tritt einen Schritt zurück, doch dann antwortet er rasch: „Nein! Papa sagt immer zu mir, ich sei ein Kuscheltierprinz! Er möchte mir unbedingt ein neues Stofftier kaufen und ich wollte mir eines von da unten aus dem Regal aussuchen.“ Leo deutet mit seinem linken Zeigefinger auf den Drachen und dem leeren Platz daneben. „Nur einer davon ist ein Kuscheltier, der Frosch hier war ein Kostüm.“
„Mir gefällt dein Kostüm!“, meint die Kleine lächelnd. „Meine Mama sagt zu mir auch oft so was wie dein Papa zu dir. Ich bin nämlich die Kuscheltierprinzessin! Und das hier ist mein Drache. Der sucht noch einen neuen Freund. Ich hatte erst an einen anderen Stoffdrachen gedacht. Doch möchtest du denn nicht sein neuer Freund sein?“
Das Mädchen holt das grüne Plüschwesen unter dem Arm hervor, um es Leo vor die Nase zu halten. Leo wiederum sieht sich kurz den Drachen genauer an. Er ähnelt dem aus dem Regal. „Ja, klar! Hat er auch einen Namen?“
„Ich nenne ihn Ako und ich glaube, der Name passt sehr gut zu ihm! Wie heißt du?“
„Leo und du?“
„Darf ich mich vorstellen?“
Dabei vollführt die Kleine einen gekonnten Knicks und hält ein wenig beide Enden links und rechts ihres Kleides in die Höhe.
„Ich bin Mina, die Kuscheltierprinzessin!“
Leo und Mina lachen sich aus vollem Herzen an, reichen sich die Hände und flitzen durch den Laden. Erst vor ihren Eltern bleiben beide stehen. Mina‘s Mama redet mit einem Mann, den sie nicht kennt. Aber Leo stellt klar, das sei sein Papa. Der dreht sich zu seinem Sohn und meint: „Na, mein Großer? Wolltest du dir nicht einen neuen Plüschgefährten aussuchen?“
Und die Mama von Mina stellt fest, als sie sich vor ihre Tochter kniet: „Lass mich raten, Mina! Dein neuer Freund für deinen Drachen Ako ist der junge Froschkönig hier?“
Mina und Leo nicken gleichzeitig ganz heftig mit dem Kopf.
Und an Leo gewandt bemerkt sie flüsternd noch mit einem Augenzwinkern: „Super, dein Papa und ich kennen uns schon als wir auch so klein waren wie du jetzt. Da wir uns lange nicht gesehen haben, haben wir beschlossen, dass wir uns heute Nachmittag mit unseren Kindern mal treffen wollen!“
Leo und Mina jubeln vor Freude und Leo’s Papa ist sich sicher, dass sein Sohn vorerst kein neues Kuscheltier benötigt, sondern selbst eines als Froschkönig ist.